Landratten im Tidenstrom

Von Oliver Puncken
„Plate“ ist der niederdeutsche Begriff für eine Sandbank in Tidengewässern, die typischerweise auch bei Hochwasser nicht Überspült wird – und damit für uns Binnenländer so etwas wie eine Insel.
Strohausen ist ein Ortsteil von Rodenkirchen in der Gemeinde Stadland im Landkreis Wesermarsch im eher dünn besiedelten Nordwesten Niedersachsens. Folgerichtig ist die Strohauser Plate eine Flussinsel in der Unterweser nördlich von Bremen, wo die Gezeiten die Fahrtrichtung vorgeben. Östlich der Insel, im Hauptfahrwasser der Weser, transportieren die „großen Pötte“ alles vom Futtermittel über PKWs und Kaffee bis zu Seecontainern. Im westlichen Nebenarm hingegen wird deutlich, dass die Insel zu einem Natur- bzw. Vogelschutzgebiet gehört. Hier schwimmen vor allem Wasservögel, Gänse – und dazwischen wir. Oder besser gesagt, unsere „Johann Reden“ mit Rüdiger B., Mathias W. und Olli P. auf Regattakurs rund um die Insel. Und weil man munkelt, dass die Gewinnchancen deutlich steigen, wenn Altwarmbüchener an Bord sind, sind auch Jürgen P. und Matthias C. vom WSV mit von der Partie.
Jürgen, Matthias, Mathias und Rüdiger (v.v.) bei der Einfahrt in die Schweiburg zwischen Strohauser Plate und westlichem Weserufer

Die „Regatta um die Strohauser Plate“ wird alljährlich vom Nordenhamer Ruderclub ausgetragen und in gesteuerten Gig-Vierern gefahren. In der Ausschreibung heißt es zwar, dass die 27 km lange Tour eher Wanderfahrtscharakter denn Renncharakter hat, doch der Ergeiz gewinnt dann doch die Oberhand und so bleibt uns nur ein kurzer Blick aus dem Boot auf Weserstrände, das schilfbedeckte Ufer und den einen oder anderen Stortbootfahrer. Der Anfangs noch kräftig mitschiebende Tidenstrom lässt auch hinter der Wendemarke noch nicht wirklich nach, so dass wir uns gute acht km „gegenan“ kämpfen müssen und die Strecke – man sollte es kaum glauben – weserabwärts deutlich mühsamer wird, als „den Berg hinauf“. Die vorsichtshalber eingepackten Holzabdeckungen an Bug und Heck, die verhindern sollten, dass Schwell und Wellen ins Boot schlagen, haben wir wegen des ruhigen Wetters als überflüssiger Balast deklariert und an Land gelassen. Trotzdem stellt das kabbelige Wasser für Hannoversche Landratten eine gewisse Herausforderung dar.

Die Renngemeinschaft aus WSA Altwarmbüchen und DRC nach der Fahrt mit Siegertrophäe

Nach zwei Stunden und sieben Minuten ist es geschafft: Wir legen wohlbehalten wieder am kleinen Nordenhamer Steg an und schlagen uns – wie bei solchen Events Üblich – die Bäuche mit Kuchen, Bratwurst und erfrischenden Kaltgetränken voll. Nicht nur die reichhaltigen Verpflegung sondern auch der Tatsache, dass wir die Strecke als Gesamtsieger absolviert haben, sorgt an diesem Restnachmittag trotz einer gewissen Erschöpfung für grinsende Gesichter. Danke an den Nordenhamer Ruderclub fürs Ausrichten – wir sehen uns sicher wieder und hoffen, dass wir im nächsten Jahr den Terminkonflikt mit dem Hamburger Staffelrudern vermeiden können.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert