Heute vor 50 Jahren: „Hottis“ Achter gewinnt den Olympia-Vorlauf


Vorausschauende Planung kann beim Rudern manchmal entscheidend sein. So auch am 13. Oktober 1968, dem ersten Vorlauftag der Ruderregatta der Olympischen Spiele in Mexiko. Drei Wochen vor diesem ersten Wettkampf-Auftritt bei den Spielen hatte sich der Deutschland-Achter mit unserem Wolfgang „Hotti“ Hottenrott bereits in der Hauptstadt des Landes aklimatisiert. Grund: Austragungsort und Regattastrecke lagen in rund 2.200 Meter Höhe. Das bedeutete für alle angereisten Olympia-Teilnehmer – insbesondere für die aus der Norddeutschen Tiefebene angereiste Crew – ungewonte, extreme Höhenluft mit entsprechend niedrigem Sauerstoffgehalt.
„Wir sind gleich nach der Regatta in Luzern im Juli in Höhentrainingslager gefahren, um uns auf diese Herausforderung vorzubereiten“, erinnert sich „Hotti“. Drei Wochen lang schwitze der Achter danach dann vor Ort beim Training in Mexiko-Stadt, bevor sie an jenem Vorlauf-Montag an die Startportons anlegten. Andere Rudernationen verzichteten auf lange Gewöhnungen in der Höhenluft. Das kann auch der Grund gewesen sein, warum dem eigentlich favorisierten Achter der damaligen UdSSR im Vorlauf auf der zweiten Streckenhälfte die Puste ausging. „Hotti“ und Co. gewannen den Vorlauf und standen damit direkt im Finale. „Wir haben nur geblufft“, sagte der sowjetische Schlagmann Zignas Jukna den deutschen Rivalen. Nach dem Erfolg im Vorlauf musste der Achter um „Hotti“ fünf weitere Tage unter der Sonne Mexikos trainieren bis zur großen Entscheidung im Finale, das am Sonnabend, dem 19. Oktober 1968 ausgefahren werden sollte.
Foto oben: Der Deutschland-Achter mit „Hotti“ (4. v.r.) auf der Regattabahn in Mexiko im damaligen Nationaltrickot noch ohne Bundesadler, sondern mit rotem Brustring, die Olympia-Ringe auf schwarz-rot-goldenem Brustwappen. Steuermann Gunther Thiersch (rechts) dreht sich um zum Fotografen. Der damals 14-jährige Lenker des deutschen Flaggschiffs avancierte in seinem späteren Berufsleben zum Chefmeteorologen des ZDF und ist vielen Fernseh-Zuschauerinnen und -Zuschauern bekannt durch seine Wetter-Moderationen u.a. nach den 19-Uhr-„Heute“-Hauptnachrichten.

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