Ein Schwan ist Artems und Aarons Tempomacher

Sie würden sich auch in ein Boot setzen, damit hätten unser DRC-Top-Skuller Aaron Erfanian (r.) und der Ukrainer Artem Zakharov (l.) kein Problem. Und gute Erfolgschancen hätten sie außerdem. Die beiden Ruderer sind befreundet, der Pharmaziestudent aus Hannover und der aus Kiew vor dem Krieg geflohene Sportstudent sind Teil der Trainingsgruppe Hannover. Dass sie am Wochenende bei der U23-EM im belgischen Hazewinkel gegeneinander antreten könnten, wünschen sie sich sogar. Am liebsten natürlich aber erst im Endlauf. „Ich denke, das können wir beide schaffen“, bekräftigte der 19-jährige Zakharov  jüngst gegenüber der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (HAZ vom 31.8.2022).
Begonnen hat es mit Spaß auf dem Kanal in Ahlem. Wie etliche andere Kaderathleten nahmen sich Aaron und Artem vor einem aggressiven Schwan in Acht. Attackierte der die Boote, ruderten sie noch schneller davon. Viel Gelächter gab das, eine angenehme Abwechslung vor allem für den jungen Ukrainer in dieser schweren Zeit. Inzwischen haben beide ihre Kräfte schon öfter gemessen, „das bringt mega viel“, sagte Aaron der HAZ. Den U23-Vizeweltmeister aus 2021 im Doppelzweier hat eine Corona-Infektion im Frühjahr ein paar Monate zurückgeworfen, für ihn ist nun die EM der Saisonhöhepunkt. „Es ist ein Vorteil, im Training gegen ein Boot zu fahren, das etwa gleich schnell ist“, sagte auch Thorsten Zimmer gegenüber der derselben Zeitung, Trainer am Bundesstützpunkt Hannover, „die beiden harmonieren gut und profitieren voneinander.“
Die Familie Zakharov ist schon vor Monaten aus der ukrainischen Hauptstadt geflohen, es war zu gefährlich. Und überdies kein Training mehr möglich. Die gesamte Familie rudert, die Eltern Oksana und Yuri sind Coaches und bringen sich nun beim HRC und beim DRC ein. Der Zusammenhalt ist groß, auch der Deutsche Ruderverband (DRV) hilft. Artem fährt sozusagen als Mitglied der deutschen Delegation, wohnt in Antwerpen im deutschen Teamhotel. Und Thorsten Zimmer ist in Belgien sein Trainer. „Das ist schon etwas Besonderes für mich“, sagt unser Erfolgscoach, der hauptberuflich Lehrer ist und von der Humboldtschule für seine Trainertätigkeit viel Unterstützung erfährt.
Darum geht es für Zakharov auch, aber nicht nur. Zwar mag er Hannover. „Man kann hier sehr gut mit dem Rad fahren“, sagt der Radsport- und Fußballfan. Aber er vermisst seine Heimat Kiew, vor allem seinen Verein. Wann er zurück kann, ist natürlich unklar – er richtet sich auf eine längere Zeit ein. Demnächst beginnt er einen Intensivkurs Deutsch. „Artem hat sich prima entwickelt. Und der Sport gibt ihm etwas Normalität, das ist vielleicht das Schönste daran“, sagt Zimmer. Wenn Artem Zakharov im Boot sitzt, ist der Krieg wirklich weit weg.
(Text: Stefan Dinse/Madsack-Sport; Foto: Florian Petrow)

Um den Sportbetrieb im DRC und weitere sportliche Bedarfe der Ukrainer finanzieren zu können, sind wir weiterhin auf Spenden zugunsten unserer Vereinskonten angewiesen. Vielen Dank!

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