Die Jahre 1928, 1948 und 1968 sind verbunden mit bedeutenden Ereignissen in der Geschichte unseres Deutschen Ruder-Clubs. In den kommenden Tagen wollen wir hier auf unserer Website zurückblicken in die DRC-Geschichte. Wir beginnen mit der Fusion von zwei unserer Vorgängervereine vor 90 Jahren: Im Jahr 1928 verschmolzen der Ruderverein „Triton“ und der Ruderverein Deutschland (RVD). Mit mehr als 500 Mitgliedern entstand durch die Fusion der damals größte Ruderverein in Hannover.
Zu Beginn des Jahres 1928 hatten beide Vereine in noch getrennt durchgeführten Mitgliederversammlungen den Zusammenschluss einstimmig herbeigeführt, am 15. März desselben Jahres trat die Fusion in Kraft. Die Mitglieder beider Vereine erhofften sich durch das Zusammengehen größere „Schlagkraft“, sowohl sportlich als auch wirtschaftlich. Der Ruderverein Deutschland von 1884, unser ältester Vorgängerverein, unterhielt bis dahin zwei Bootshäuser: Ein altes Holzbootshaus an der Ihme in der damaligen Ohestraße sowie ein etwas moderneres „Trainingsbootshaus“, auch aus Holz, in der Nähe des Ausflugslokals „Justus Garten“ weiter stromabwärts ebenfalls in der Calenberger Neustadt. Der Ruderverein „Triton“, 1885 hervorgegangen aus dem zwei Jahre zuvor vom „Vater des Maschseegedankens“ Karl Thiele gegründeten Hannoverschen Canoe-Club, residierte seit 1925 mit einem schmucken Holzbootshaus auf der ehemaligen Leineinsel an der Schwanenburg und war dort an der Leine Nachbar des Rudervereins Linden.
Durch die Fusion mit dem RVD verschwand 1928 der Vereinsname „Triton“. Der neue, nun deutlich größere RV Deutschland verzichtete seinerseits auf seine Flagge mit den roten Längsstreifen und dem weißen Stern in der linken oberen Ecke. Stattdessen wehte nun die ehemalige rot-weiß gekreuzte „Triton“-Flagge als gemeinsames Tuch über dem RVD-Bootshaus, allerdings ohne das „T“ im mittleren Wappenschild. Blau, weiß, rot – die heutigen Clubfarben des DRC entstanden übrigens erst 1947 aus einer erneuten Fusion, nämlich der aus RV Deutschland von 1884 und Rudergesellschaft Hannover-Linden „HA-LI“ von 1899.
Zurück ins Jahr 1928: Im Oktober hatte der RVD sein ständig Hochwasser gefährdetes Bootshaus in der Lindener Ohe geräumt; es wurde bis 1934 noch von Schülerrudervereinen als Domizil genutzt und dann im Zuge der Ihme-Begradigung vom Fluss abgeschnitten. Gemeinsamer Hauptstandort des RVD wurde nun das ehemalige „Triton“-Gebäude auf der Leineinsel an der Schwanenburg in Linden, das deutlich ausgebaut und bis 1932 sogar noch für gesellschaftliche Anlässe vergrößert wurde. Das alte Bootshaus bei Justus-Garten war nur noch die „Nebenstelle“ für die Traininsgruderer, die meistens an der nahegelegenen Universität studierten. Aufgrund der sich Ende der 1920er-Jahre verschlechternden weltwirtschaftlichen Lage und einem deutlichen Mitgliederrückgang in deren Folge konnte sich der RVD dieses zweite Bootshaus an der Ihme bald nicht mehr leisten. Ab 1932 nutzten nur noch Schulen das alte RVD-Dominzil bei Justus-Garten, das dann 1936 der Erweiterung des Straßenbahn-Depots an der Glocksee weichen musste.
Noch 1928 hatte der RVD an diesem Standort einen für damalige Verhältnisse herrschaftlichen steinernden Neubau unter der Bezeichnung „Ihme-Bootshaus“ geplant, der aber nie verwirklicht wurde. Der RVD wollte sich mit diesen Plänen messen mit der RG „HA-LI“, die in nicht einmal 500 Meter Luftlinie Entfernung schräg gegenüber auf dem Lindener Leineufer in der Salzmannstraße Mitte der 1920er ihr villenartiges, mehrstöckiges und großzügiges Bootshaus mit Tennisplätzen nebenan anlegte. Der allgemeine wirtschaftliche Niedergang machten die RVD-Pläne zunichte. Übrigens hatte sich auch „HA-LI“ mit dem prachtvollen Bootshaus-Bau übernommen: 1932 war „HA-LI“ insolvent und nur noch Mieter in dem von der Stadt nach der Zwangsvollstreckung übernommenem Gebäude, das heute übrigens nach mehrfacher Umnutzung eine Senioren-Residenz ist.
Das RVD-Bootshaus mit seinen rot lackierten Holzpalisaden auf der Leineinsel existiert heute ebenso wie die Insel selbst nicht mehr. Im Sommer 1944 wurde das Bootshaus bei Bombenangriffen auf Hannover zerstört. Von der weitgehend aus Holz bestehenden Konstruktion, den Ruderbooten und dem Archiv soll – so berichteten Zeitzeugen später – kaum etwas übrig geblieben sein. Die Reste dienten in den harten Nachkriegswintern der Bevölkerung als Brennmaterial für ihre Heizöfen. Heute befindet sich an der Stelle der südliche Brückenkopf der B6-Schnellwegbrücke über die Leine.
Unsere nächsten historischen Rückblicke demnächst an dieser Stelle:
1948 – Grundsteinlegung für das heute DRC-Bootshaus in der Roesebeckstraße, damals Auestraße
1968 – Olympiasieg von Wolfgang Hottenrott bei den Spielen in Mexiko-Stadt