Moorgeschichten aus dem Norden

Von Oliver Puncken
Schon der Name „Teufelsmoor“ mutet äußerst düster und ein bisschen mysteriös an. Vor dem geistigen Auge taucht ein karges, tristes und lebensfeindliches Sumpfgebiet auf, das möglicherweise so manchen Menschen bei lebendigem Leibe verschluckt hat. Am vergangenen Sonntag haben wir nun (mal wieder) getestet, inwieweit dieses Gruselimage der Wirklichkeit entspricht. Als wir früh morgens in Osterholz-Scharmbeck ankommen liegt noch ein leichter Dunstschleier in der Luft, der Boden ist weich und modrig und es riecht ein bisschen nach feuchter Erde. Unser Ziel ist die Hamme, die sich schwarz durch das Teufelsmoor zieht und Schauplatz der Teufelsmoor-Rallye ist, welche alljährlich vom „RV-Osch“ organisiert wird.

Furchtlose Hamme-Ruderer vor dem Ablegen

So haben wir unsere vier Gig-Boote entladen und geriggert und zogen los. Die Nebelschwaden verzogen sich schnell und Moorleichen und Irrlichter entpuppten sich zunächst als harmlose Graureiher und Störche. Doch schon auf dem Weg zur Ritterhuder Schleuse vernahmen wir plötzlich ein lautes Schnauben und ein leises Plätschern des schwarzen Wassers hinter uns. Da musste irgendetwas sein! Erleichtert stellten wir kurz darauf fest, dass es sich lediglich um unsere Rennmannschaft in „Johann Reden“ handelte, die mit einem deutlichen Vorsprung vor den drei übrigen Booten durch die Landschaft schoss und dabei blubbernde Gasblasen im Kielwasser hinterließ, die mit einem leisen „Plopp“ wieder zerplatzten.

Die „Johann Reden Gang“ mit Steuerfrau Christiane, Rüdiger, Matthias C. (WSV), Mathias W.

Mit voller Fahrt durchs Teufelsmoor: Der Doppelvierer mit Anne, Juliane, Wilfried, Schlagfrau Milda

Die drei übrigen Boote schoben sich eher gemächlich und begleitet von zahlreichen Kanuten und Ruderern anderer Vereine durch die fremden Gewässer, der Teufelsmoorschleuse entgegen, an der ausgiebig gerastet wurde. Dass freundliche Wetter wog uns in trügerischer Sicherheit, doch bereits während der Rückfahrt zur RV-Osch mehrten sich die Zeichen, dass hier doch nicht alles mit rechten Dingen zugeht: Seltsam heulende Töne drangen durch die ansonsten eher angenehme Stille. Was das das Kreischen der Moorhexen? Oder doch nur ein Moorhuhn, die Dollen der Bugfrau oder das Stöhnen des Schlagmanns? Kalter Schweiß erschien auf unserer Stirn – unklar ob vor Anstrengung (immerhin wollten wir noch vor dem Bremer Vierer das Ziel erreichen) oder vor Unbehagen angesichts der unergründlichen Hammetiefen. Wir hatten es fast geschafft – erleichtert und etwas erschöpft hatten drei Crews sich schon wieder durch den engen Hafenkanal zurück zu „unserem“ kleinen Steg  gezwängt und die Boote aus dem Wasser gezogen, als die Hammegeister ihr schreckliches Gesicht zeigten. Eine knochige Hand schob sich aus dem Schlamm und griff nach den wasserseitigen Auslegern des letzten Doppelvierers. Ein grinsender Schädel strahlte den verdutzten und nun durchnässten Ruderern kurz entgegen, doch dank helfender Hände aus Lehrte konnten das vollgelaufene Boot und die im Wasser treibende Mannschaft noch einmal den Naturgewalten entrissen werden.


Wir haben es wieder getan: Der DRC im Teufelsmoor mit  v.l. Margit, Lars, Henning im Dreier

Nach diesem Schreck ließen wir uns gerne von den zu dem etwas abgelegenem Steg herüberschallenden Stimmen leiten: „Liebe Hannoveraner, was treibt Ihr hier? Kommt in unser Clubhaus, hier gibt es Bier!“. Wir ließen uns das nicht zweimal sagen und genossen noch einen  kurzen Ausklang am Grill, bei dem auch die Vereinswertung bekannt gegeben wurde. Immerhin für Platz drei von 17 hat es dank der erfreulichen Mannschaftsstärke gereicht und irgendwie schienen auch die Geister Gefallen an uns gefunden zu haben – sonst hätten sie sicher nicht versucht, sich an der Lichtleiste unseres Trailers festzukrallen und uns so an der Heimfahrt zu hindern.

Pause an der Teufelsmoorschleuse, v.l.: Milda, Henning, Wilfried, Margit

Falls die beteiligten auswärtigen Vereine dies lesen: Danke nochmal für Eure Hilfe bei der Befreiungsaktion, und tut uns leid, dass Ihr dann doch noch im Gewitterschauer ausharren musstet, während wir die Zufahrt blockiert haben!

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